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Hopperblog - Sind wir nicht alle ein bisschen Pula?
von Summer of 69 am 04.10.2012 00:35 Uhr (zuletzt bearbeitet: 05.10.2012 10:24).

Auf mehrfachen Wunsch von verschiedenen Seiten, etwas über den außergewöhnlichen Event in Pula
zu berichten, hab ich mich entschlossen - entgegen meiner Gewohnheit im Hopperthread - dies mal
hier als Blog zu versuchen.

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Nun, was verleitet einen eingefleischten Löwenfan, der seit 20 Jahren zum Eishockey geht, bloß dazu nicht zur Saisoneröffnungsfeier zu erscheinen? Krankheit? Hochzeit, Geburtstag oder gar Todesfall in der Familie? Nun, das wären sicher alles triftige Gründe, doch ist es vorstellbar, dass ein anderes sportliches Ereignis einen alten Hasen von „seinem Verein“ fernhält und fremdgeht?! Ja, zugegeben, nur schwer vorstellbar. Also muss es schon etwas ganz besonderes sein. Und definitiv, das war es! Als die Pressemitteilung über diesen Event im Netz auftauchte, verschlug es mir schon etwas die Sprache. Ein Eishockeyspiel in einer knapp 2000 Jahre alten römischen Arena? Noch dazu im (Spät,-) Sommer in Kroatien? Ein Joke? Nein. Einfach nur eine Hammeridee der Verantwortlichen in Zagreb, die bekanntlich in der ersten Österreichischen Liga spielen. Nur wenige Tage nach der Veröffentlichung klingelte das Telefon und Jup fragte mich ob ich mitkommen wolle. Reflexartig sagte ich zu. Ich wusste weder wie wir hinkommen noch mit wem oder was es kosten sollte. Egal! Vergesst die WM Eröffnung auf Schalke oder das geplante Winter-Classic-Game in Nürnberg. Ein Spiel in einer Arena á la Colosseum kann man definitiv als die abgedrehteste Idee im Eishockey ever bezeichnen. Und klar war auch, wenn ich da nicht dabei bin kann ich mit meinem Hopperhobby eigentlich aufhören. Kurzum: Ich war angemeldet. Nach und nach erfuhr ich dann auch, dass es per Bus, welcher von dem Fanbeauftragten der Hannover Indians organisiert wurde, für 4 Tage bzw. 3 Nächte nach Pula ging. Dort übernachteten wir in einem Resort und waren in kleinen Gruppen von jeweils 2-4 Personen in Apartments untergebracht. Neben Jup und mir gesellten sich noch Catdog, Ahua und Atze aus Frankfurt hinzu. Ferner waren neben der naturgemäß großen Gruppe aus Hannover noch Fans aus Krefeld, Oberhausen, Dresden, Selb, Straubing und München bzw. Königsborn von der Partie. Also eine richtig bunte Mischung. Das Apartment durfte ich mir mit Catdog teilen.

Der Bus fuhr Donnerstag Mittag in Hannover ab und sollte uns gegen 17:30Uhr am Autohof Gramschatzer Wald bei Würzburg aufgabeln. Die Frankfurter Fraktion entschied sich die Fahrt mit einem kleinen Essen in Form von grillen auf dem Autohof einzuläuten. Punkt 15:00Uhr trafen wir fast zeitgleich ein. Grill aufgebaut und Fässchen angestochen, zogen wir die Blicke der eintrudelnden Trucker auf uns. So verging die Wartezeit im Fluge. Gegen 18:00Uhr fuhr der Luxusliner auf den Autohof und man begrüßte sich warmherzig, kennt man sich doch mittlerweile durch diverse gemeinsame Aktivitäten, sei es durch Hoppertouren und/oder Begegnungen im Rahmen der Nationalmannschaft. Jup, der kurzfristig aus persönlichen Gründen einen Schlenker über NRW nach Hannover machte, stellte uns den Rest des Busses vor, der bereits feucht-fröhlichen Vorsprung besaß. Meine nun einsetzende Befürchtung, die Sanitäre Einrichtung des Busses könnte nicht ausreichen, wurde zum Glück nicht bestätigt. Ich platzierte mich neben einem Dresdner und lernte wieder einmal etwas über Ost,-/Westverhältnisse. Im Laufe des Abends rotierte die Sitzordnung bevor es gegen 1:00Uhr stiller wurde im Bus. Die Stille wurde durch die gelegentlichen Busfahrerzeiten-Stopps unterbrochen, was wiederum interessant war, da man so noch den ein oder anderen Blick auf Gegenden erhaschen konnte die ich noch nicht kannte (wie z.B. Teile Österreichs und Sloweniens). Gegen 8:00Uhr erreichten wir nun Pula. Einziger organisatorischer Flop war, dass die Unterkünfte nach durchzechter Nacht (verständlicher Weise) noch nicht bezugsfertig waren. Eine um 3-4 Stunden nach hinten verzögerte Abfahrt wäre hier m.M.n. durchaus sinnvoll gewesen. Obwohl die Apartments üblicher Weise erst ab 15Uhr zu beziehen sind, bemühte man sich sehr um uns und stellte bereits ab 11:00 bzw. 13:00Uhr die Räumlichkeiten zur Verfügung. An dieser Stelle noch mal ein herzliches Dankeschön an die Leitung des Arenaturist-Resort Horizont.

Die Zwischenzeit bis zur Übergabe der Apartments nutzen wir zu einer ersten Erkundung der Umgebung und Währungsorganisation. Ein Blick auf den 10 Kuna Schein zauberte uns ein Lächeln auf die Backen, ziert doch die Arena von Pula den besagten Schein der Kroatischen Währung. Nach einem kurzen Mittagsschläfchen zog man nun endlich Richtung Innenstadt. Direkt vor dem Resort befindet sich eine Bushaltestelle deren Linie uns direkt ohne Umstieg in 20 Minuten vor die Tore der Arena brachte. Was uns hier erwartete verschlug uns schon ein wenig den Atem. Die historische Arena befindet sich in einem Zustand, den manches Jugendstilhaus alt aussehen lässt. Knapp 20.000 Zuschauern soll die Arena seinerzeit Platz geboten haben und ist auch heute mit 7.000 Plätzen eine noch recht zeitgemäße, aber vor allem stilvolle Veranstaltungsstätte. Gegenüber der Arena bauten die Macher ein recht ordentliches Fandorf auf. Von einer Bühne mit DJ und Live-Gig angefangen über diverse Versorgungsstände bis hin zu einem Merchandisingstand war nahezu alles vorhanden was das Fanherz benötigt um glücklich zu sein. Als I-Tüpfelchen sei noch erwähnt, dass man überall Werbung für den Event entdecken konnte. Mit anderen Worten: Die Schweden hätten hier mal vorbei kommen sollen, damit sie für den Mai Bescheid wissen wie man einen Event organisiert, was ja bekanntlich bei der vergangenen WM dieses Jahr gründlich in die Hose ging. (Sorry, der Seitenhieb musste sein).

Das Fandorf war gut in Deutscher Hand. Mit locker 150 Personen stellte man ein sehr stolzes Besucherkontingent. Schnell fand man Kontakt zu den Fans von Zagreb und testete gegenseitig das Schlachtenbummler-Repertoire aus. Die eher klägliche Truppe von gefühlt 30 Fans von Olimpija Ljubljana ging da direkt unter. Zu deren Ehrenrettung sei jedoch erwähnt, dass es in der Arena später deutlich mehr waren. Nach Einbruch der Dunkelheit ging es dann rüber zur Spielstätte. Nach anfänglichen Stauungen an den Aufgängen und Verwirrung um den Zugang (unser Block war nur durch den oberen Eingang über eine andere Straße erreichbar), war der Einlass recht unproblematisch und ging verhältnismäßig zügig von statten. Im Inneren staunten wir erneut nicht schlecht. Die Symbiose zwischen alt (Arena) und neu (Eisfläche) überwältigte! Ich muss zugeben, ich bin verliebt. Sollte mir einer sagen, der geplante Bembeldome soll so aussehen, bin ich ab sofort ein Befürworter der Arena!


Leider verzögerte sich der Spielbeginn um ca. 1,5 Stunden. Ein Unwetter am Vortag hatte einen Generator zerstört und die Eismeister kämpften mit den Elementen. Doch auch hier wieder ein Kompliment an alle Seiten. Die Spieler und Offiziellen zeigten ein Einsehen und Geduld, wollten doch alle Beteiligten nicht nur die Punkte sondern auch das Spiel erleben. Die Verantwortlichen zögerten zudem nicht lange und offerierten kurzerhand offene Zapfhähne – Für fast 1 Stunde! Spiel und Trank für's Volk, Sie hatten verstanden. Als es nun endlich losging stand das Sportliche naturgemäß etwas im Hintergrund. Man genoss einfach nur das Ambiente. Alles andere hatte auch nicht viel Sinn. Das Eis war gerade so spielfähig und beide Mannschaften lieferten eher Magerkost, selbst für österreichische Verhältnisse. Zagreb verschlief die ersten 40Minuten und lag mit 0:3 hinten, kämpfte sich jedoch zurück. Zu mehr als einem 2:3 reichte es allerdings am Ende nicht. Nach einem Absacker Bier ging es heimwärts und wir waren froh nun endlich im Bett zu liegen.

Nach ausgiebigem ausschlafen und einem Frühstück auf dem Balkon war für den Samstag zunächst Sightseeing eingeplant. Dieser sollte mit einem erneuten Rundgang im Resort starten. Doch bereits in der ersten Bucht war Schluss. Schon von einiger Entfernung hörte man die gutgelaunten Stimmen unserer Mitfahrer sowie derer die sich ebenfalls aus Deutschland kommend im selben Resort eingebucht hatten, welche sich im Meer tummelten. Als wir näher kamen trauten wir unseren Augen nicht. Einer der Mitfahrer hatte eine aufblasbare Bar mit schwimmenden Getränkekühlern und Schwimmsesseln organisiert. Schnell war die Stadttour abgehakt. Das letzte Fässchen wurde aus dem Apartment geholt und man gesellte sich zu den Anderen. Den Funfaktor kann sich sicher jeder der Leser vorstellen... Ein kroatisches Abendessen mit anschließendem Sit-In in einer der dortigen Strandbars rundeten den sehr kurzweiligen Tag ab.

Für Sonntag war dann aber klar, dass die Stadt zu erkunden ist. Neben der Arena hat Pula noch einige andere historische Ecken zu bieten. Neben einem weiteren kleinen römischen Theater hat Pula zudem eine sehr schnuckelige Altstadt. Hier stieß dann ein weiteres alt-bekanntes Frankfurter Gesicht in Form von trevor forever samt Freundin zu uns. Die beiden verbrachten ihren Urlaub in Kroatien und so bot sich ein Schlenker auf der Rückfahrt über Pula natürlich an. Nach dem Spätnachmittagabendessen ging es erneut ins Fandorf und danach zum zweiten Spiel in die Arena. Die Eisprobleme vom Freitag hatte man mittlerweile ausmerzen können und so stieg auch das spielerische Niveau. Zagreb machte an diesem Abend schnell klar, dass man nicht beide Spiele den Gästen her schenken wollte und machte es genau umgekehrt wie am Freitag indem man bis zur 30.Minute bereits 3:0 gegen die Vienna Capitals führte. Man machte sozusagen dem Schlachtruf „Zig Zak MEDVEŠČAK“ alle Ehre. Ergänzt wurden die Gesänge von den Deutschen in Richtung Österreich, wie es sich für den „geliebten“ Nachbarn gehört... (mehr sei hier nicht erwähnt, da es politisch wohl nicht ganz einwandfrei ist...) . Das Spiel endete schlussendlich auch verdient 4:1. Hiernach klang der Event im Fandorf gutgelaunt aus. Nach einer erneut eher kurzen Nacht ging es am Montagmorgen nach dem Frühstück wieder heimwärts. Als Fazit kann man nur sagen: Endgeil! Klar habe ich mit dem Spiel in Kaufbeuren gegen Landsberg, mit diversen Sonderzügen und der Meisterschaft bei den Löwen und international mit Olympia in Kanada oder dem Spiel auf Schalke und dem Viertelfinalsieg über die Schweiz 2010 schon einiges erlebt. Aber abseits der Löwen und der Nationalmannschaft dürfte dies das einzigartigste jenseits des Tellerrandes gewesen sein und ich bin heilfroh dabei gewesen zu sein. [fs]

Bilder hierzu gibt's dann auch noch in der Galerie





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