+++EILMELDUNG+++ Wettskandal: Rund 30 Fußballspiele in Deutschland betroffen +++EILMELDUNG+++ Im neuen Fußball-Wettskandal stehen nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bochum und der Polizei rund 200 Spiele unter Manipulations-Verdacht, darunter auch Spiele aus der Champions League und der Europa League. Laut Staatsanwaltschaft ist auch Deutschland mit rund 30 Begegnungen betroffen.
Mehr als 30 Spiele in Deutschland unter Manipulationsverdacht
Osnabrücks Cichon gegen Nürnbergs Eigler: Zwei VfL-Spiele unter Manipulationsverdacht
Der neue Wettskandal im Profifußball weitet sich dramatisch aus: Laut Ermittlern sind europaweit rund 200 Spiele unter Manipulationsverdacht, darunter mehr als 30 Partien in Deutschland, unter anderem in der 2. Bundesliga. Betroffen sind auch Champions League und Europa League.
Hamburg - Im am Donnerstag bekannt gewordenen Wettskandal soll es nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bochum auch um 32 Partien in Deutschland gehen. So bestehe konkreter Verdacht, dass vier Spiele der 2. Bundesliga, drei Spiele der 3. Liga und 18 Partien der Regionalligen, fünf Spiele der Oberligen sowie zwei U19-Begegnungen manipuliert wurden. Hinzu kommen mindestens drei Champions-League- und zwölf Europa-League-Spiele sowie ein Qualifikationsspiel zur U21-EM.
Harald Stenger, Mediendirekor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), hatte am Donnerstagnachmittag in einer ersten Reaktion des DFB auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum zunächst beschwichtigt: "Die Uefa- und DFB-Frühwarnsysteme für die Überwachung des Wettmarktes haben keinerlei Erkenntnisse über Spielmanipulationen in Deutschland geliefert."
Nach Informationen der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sollen neben einem Freundschaftsspiel zwischen Regionalligist SSV Ulm und dem türkischen Erstligisten Fenerbahce Istanbul am 14. Juli 2009 (0:5) auch zwei Spiele des damaligen Zweitligisten VfL Osnabrück ins Visier der Fahnder geraten sein. Dabei soll es sich um die Auswärtsspiele der Niedersachsen beim FC Augsburg (0:3) am 17. April 2009 und beim 1. FC Nürnberg (0:2) am 13. Mai handeln.
Osnabrück-Präsident Rasch: "Das wäre das eine Katastrophe"
Die Staatsanwaltschaft Bochum verdächtige als Drahtzieher einen 34-Jährigen aus Lohne, der mithilfe von VfL-Fußballern zwei Spiele aus der vergangenen Zweitliga-Saison manipuliert haben soll. Der Mann sei gestern verhaftet worden, so die "NOZ". Der 34-Jährige soll hohe Summen auf die beiden VfL-Spiele gesetzt und sich dabei auf eine Tordifferenz festgelegt, die dann tatsächlich eintrat.
So soll er laut dem Zeitungsbericht für die Augsburg-Partie beim asiatischen Anbieter "sbobet" 150.000 Euro darauf gesetzt haben, dass die Gastgeber mit drei Toren Unterschied gegen den VfL gewinnen. Aus abgehörten Telefonaten einer Sondereinheit der Polizei Bochum gehe hervor, dass der Verdächtige in dem Zusammenhang Kontakt zu mindestens einem VfL-Spieler aufgenommen habe. "Wenn das stimmt, wäre das eine Katastrophe - das könnte dann ein Grund für den Abstieg gewesen sein", sagte Osnabrücks Präsident Dirk Rasch der "NOZ", nach deren Informationen am Donnerstag im Rahmen der bundesweiten Polizeiaktion auch die Wohnung eines ehemaligen Osnabrücker Profis durchsucht wurde. Der Spieler soll seit Sommer 2009 nicht mehr beim VfL unter Vertrag stehen.
Der VfL beendete die Saison 2009/2009 mit zwei Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz auf Rang 16 und musste in die Relegation gegen den Tabellendritten der dritten Liga, den SC Paderborn. Im Hinspiel am 29. Mai 2009 sorgte Paderborns Stürmer Frank Löning mit seinem Treffer in der 78. Minute für den 1:0 (0:0)-Sieg des Drittligisten. Das Rückspiel am 1. Juni entschied Paderborn ebenfalls 1:0 (0:0) für sich, Torschütze war wieder Löning (63. Minute). Osnabrücks Kapitän Thomas Cichon vergab in der 47. Minute einen Elfmeter. Am Ende stieg Osnabrück ab.
Entsetzen beim SSV Ulm
Mit der Begegnung zwischen Ulm und Fenerbahce Istanbul steht zudem mindestens ein weiteres Spiel mit Beteiligung eines deutschen Clubs unter Manipulations-Verdacht. Es handelt sich um das Freundschaftsspiel zwischen Regionalligist SSV Ulm und dem vom deutschen Trainer Christoph Daum trainierten türkischen Erstligisten Fenerbahce Istanbul am 14. Juli 2009. Fenerbahce hatte bei dem Freundschaftsspiel am 14. Juli 2009 gegen Ulm 5:0 gewonnen.
Laut den Unterlagen der Ermittler soll sich der Verdacht ergeben haben, dass bislang unbekannte Spieler des SSV Ulm für ihre Bereitschaft genau in dieser Höhe zu verlieren insgesamt einen niedrigen fünfstelligen Betrag erhalten haben sollen. Dabei handelt es sich aber nur um einen Anfangsverdacht. "Ich bin total geplättet. Das kann ich mir auch vom Spielverlauf her nicht vorstellen", sagte Ulms Manager Markus Lösch der "Bild"-Zeitung. Auch SSV-Torwart Holger Betz konnte beim Spiel gegen Fenerbahce keine Unregelmäßigkeiten erkennen: "Wir hatten am Anfang zwei gute Chancen. Nach dem ersten Gegentor war das Spiel gelaufen. Wir hätten noch viel höher verlieren können."
Ermittlungen in mehreren europäischen Topligen
Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt seit Anfang 2009 gegen 100 Beschuldigte in mehr als einem halben Dutzend Ländern und hatte am Donnerstag unter anderem die Berliner Brüder Milan und Ante Sapina, die schon im Wettskandal um Ex-Referee Robert Hoyzer eine zentrale Rolle gespielt hatten, festgenommen. Der Bande um die Hoyzer-Drahtzieher werden '"fortgesetzte, gewerbsmäßige Wettbetrügereien" zur Last gelegt. Nach Informationen des SID werden aktuell Spiele in mindestens neun Top-Ligen auf Manipulationen untersucht.
Im Zentrum der Ermittlungen sollen vor allem Spiele in der Türkei, Österreich, Belgien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Ungarn, Slowenien und der Schweiz stehen. Bei der Uefa, die eng mit der Staatsanwaltschaft kooperiert, hielt man sich zunächst noch bedeckt. "Details kennen wir nicht. Wir wissen noch nicht, welche Ligen in Deutschland betroffen sind und ob deutsche Vereine oder Funktionäre selbst aktiv waren - oder ob lediglich auf deutsche Spiele gewettet worden ist", sagte Uefa-Mediendirektor Rob Faulkner
Bestechungsversuch in Goslar In der Regionalliga Nord ist es anscheinend zu einem Bestechungsversuch gekommen. Lars Möhlenbrock, Keeper beim Schlusslicht Goslarer SC, berichtet von einem zwielichtigen Angebot nach einer Trainingseinheit. Ein "Markus aus Bremen" bot dem Schlussmann insgesamt 1500 Euro an, sollte er für das gewünschte Ergebnis sorgen. Möhlenbrock meldete den Vorfall, die Polizei ist inzwischen eingeschaltet.
Möhlenbrock meldete den Vorfall daraufhin bei seinem Trainer Goran Barjaktarevic, der die Polizei informierte und den Mann zur Rede stellte. Doch der brauste mit dem Auto, einem Leihwagen, davon. Das Kennzeichen hatte man sich aber notiert. Das Ermittlungsverfahren ist nun angelaufen.
Auch der Verband ist inzwischen tätig geworden. Der NOFV leitete den Sachverhalt inzwischen an den DFB weiter, der Kontrollausschuss soll sich damit beschäftigen. "Wir nehmen das nicht auf die leichte Schulter und werden Kontakt mit der zuständigen Polizei aufnehmen", erklärte der beim DFB für die Regionalliga zuständige Mitarbeiter Sascha Doether.
Wettskandal trifft Deutschlands Fußball Der neue Fußball-Wettskandal hat riesige Dimensionen: Rund 200 Spiele sind betroffen, darunter etwa 30 deutsche und einige Champions-League-Partien.
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Vom neuen Wettskandal im europäischen Fußball ist auch Deutschland betroffen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bochum besteht konkreter Verdacht, dass vier Spiele der 2. Bundesliga, drei Spiele der 3. Liga und 18 Partien der Regionalligen, fünf Spiele der Oberligen sowie zwei U19-Begegnungen manipuliert wurden.
Insgesamt sollen etwa 200 Spiele in neun Ländern betroffen sein. Neben Deutschland sind dies Belgien, die Schweiz, Kroatien, Slowenien, die Türkei, Ungarn, Bosnien-Herzegowina und Österreich. Hinzu kommen mindestens drei Champions-League- und zwölf Europa-League-Spiele sowie ein Qualifikationsspiel zur U21-EM. Die Tätergruppe soll Wettgewinne in Höhe von mehreren Millionen Euro bei europäischen und asiatischen Wettanbietern erzielt haben. In Deutschland wurden am Donnerstag 15 Haftbefehle vollstreckt. Mehr als 50 Durchsuchungsbeschlüsse in sechs deutschen Bundesländern sowie der Schweiz, Österreich und Großbritannien wurden vollzogen. Zwei weitere Festnahmen erfolgten in der Schweiz. Es wurden Bargeld und Vermögenswerte in Höhe von mehr als einer Million gesichert.