Hallo Forumsmitglieder,
ich möchte an dieser Stelle und aufgrund einer Erkrankung in der Familie ein bißchen über diese (noch) seltene und wenig bekannte Krankheit berichten.
MCS ist die Abkürzung für Multiple Chemicial Sensitivity oder Multiple Chemikalienunverträglichkeit. Auslöser der Symptome sind sämtliche Stoffe, die Chemikalien beinhalten, wie z.B. herkömmliche Reinigungsmittel, Shampoo, Duschgel, Deos und Parfüms, Cremes, Kleber, Lösungsmittel ect. Auch Druckerschwärze, Ausdünstungen neuer Elektrogeräte und Einrichtungsgestände, Autoabgase usw. können Symptome auslösen.
Die Symptome sind sehr vielfältig und unterschiedlich, wie beispielsweise Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Atemnot, Herzrasen, Gliederschmerzen bzw. allgmeine Grippeähnliche Symptome, Unkonzentriertheit, Wahrnehmungsstörungen, Muskelschmerzen, Schockzustände uvm.
Warum schreibe ich über die Erkrankung?
Zunächst natürlich wie oben schon geschrieben, da diese Krankheit noch sehr unbekannt ist und die erkrankten Menschen gerne als psyschich oder psyschosomatisch Krank abgestempelt werden. Nur wenige Ärzte kennen die Krankheit und noch weniger Ärzte wissen, was man dagegen tun kann. Heilbar ist MCS ist, aber man kann ein paar Dinge tun, um das Leben erträglicher zu machen. Das wäre dann auch der nächste Punkt, warum ich über die Krankheit informieren möchte. Denn die Gesellschaft kann eine Menge dafür tun, dass es den Erkrankten besser gehen kann.
Ich möchte nun mal aufzeigen, von welchen Mitteln ein Mensch im Laufe des Tages, auch selbst verschuldet, umgeben ist.
- Die Wäsche wird mit Waschpulver gewaschen. Meist wird noch Weischspüler dazu gegeben.
- Körperpflege mit Duschgel, Shampoo, Lotion.
- Bei Männern kommt Rasierschaum und After Shave hinzu.
- Parfüm oder Deo.
- Eventuell Haarspray, Haarwachs oder Haargel. Gerne auch kombiniert.
- Handseife
- Reingungsmittel wie Universalreiniger, Glasreiniger, Spülmittel, Bodenreiniger, WC-Reiniger, Kalklöser uvm.
- Raumsprays oder sonstige künstlich erzeugte Raumdüfte. Gerne auch im Auto.
- Autoabgase
Die Liste ließe sich noch fortsetzen. Sie zeigt auf, dass wir im Laufe des Tages von vielen verschiedenen Düften und Chemikalien umgeben sind. Auf manche könnten wir getrost verzichten.
Kurz nach der Erkrankung des Familenmitgliedes, habe auch ich einige Dinge umgestellt. Es gibt glücklicherweise für fast alles Ausweichprodukte ohne Parfüm und Duftstoffe. Es hat sich gezeigt, dass durch das weglassen dieser Duftstoffe die Riech- und Geschmacksfähigkeit erhöht wurde und sich allgemein ein angenehmeres Gefühl eingestellt hat.
Ich möchte in keinster Weise die Leute auffordern es ähnlich zu tun. Ich möchte nur einen Denkanstoss geben, was man sich und seiner Umwelt durch solche Produkte zumutet. Wenn es alternative Produkte gibt, warum nicht einfach mal ausprobieren. Als ich mich die ersten Male mit einem parfümfreien Duschgel geduscht habe, hatte ich zunächst auch nicht das Gefühl sauber zu sein. Heute kann ich mir es gar nicht mehr andersrum vorstellen. Man übertünscht mit unzähligen chemischen Düften seine Umwelt und empfindet es als normal.
Im übrigen kosten die günstigsten Parfüm- und Duftstofffreien Produkte nicht mehr, als durchschnittliche Handelsübliche Produkte.
Für die meisten MCS-Erkrankten ist ein normales Leben nicht mehr möglich. Einziger Rückzugsort vor all der Chemie ist die eigene Wohnung oder das eigene Haus. Und selbst da kann beispielsweise eine Neuanschaffung große Probleme auslösen. Genauso verhält es sich, wenn die Nachbarn ihre Wäsche auf dem Balkon trocknen. Die Düfte ziehen in die Wohnung und lösen die Symptome aus. So ist ein öffnen der Fenster kaum möglich. Schon der simple Weg zum Supermarkt ist für viele eine unglaubliche körperliche Belastung. Die Düfte der Mitmenschen setzen dem Erkrankten sehr zu. Dazu kommt, dass einige Supermärkte ihre Läden künstlich beduften lassen. Da riecht es dann, wenn man an den Erdbeeren vorbei geht, plötzlich ganz stark nach eben diesen. Die Bahn hat übrigens auch eine Testphase mit bedufteten Waggons durchgeführt. Leider mit Erfolg, die Kunden fanden es toll. Für die Erkrankten heißt das, sie müssen sich mit Symptomen rumschlagen. Wieder zuhause angekommen, müssen sämtliche Kleidungsstücke abgelegt und gewaschen werden. Haare und Körper des betroffenen müssen ebenso gewaschen werden. Erst nach und nach lassen die Symptome wieder nach. Diese können dann, trotz Vermeidung der Auslöser, auch einige Tage anhalten.
Selbst ein Krankenhausaufenthalt ist kaum möglich. Da ist Schweden schon ein Stück weiter. Die haben zumindest in einigen Krankenhäusern seit 2008 ein Parfüm- und Duftstoffverbot verhängt. Auch über ein Verbot von Parfüm- und Duftstoffen in sämtlichen öffentlichen Gebäuden wurde schon diskutiert.
Es ist also so, dass, anders als bei den meisten anderen Krankheiten, auch der Nichterkrankte einen großen Anteil an der Gesundung des Erkrankten haben kann. Dies nicht nur durch seine Anwesenheit und Händchenhalten, sondern durch aktive Veränderung seines Lebensstil.
Vielen Dank fürs Lesen