Es ist kurz vor halb Zwölf, als die Löwen-Spieler so nach und nach das Rund der Eishalle betreten.
Coach Beddoes hat wie immer die Taktiktafel über die Umrandung gehängt, direkt daneben das A-4-Blatt mit den für heute angesetzten Übungen.
Die Jungs in Blau, Schwarz, Weiß und Rot machen sich locker warm. Fahren ihre ersten noch gemütlichen Runden, nicht ohne hin und wieder die Pucks, die auf dem Eis liegen, Richtung Tor zu befördern.
Es fehlen die verletzten Wagner, Müller und Barg, die wohl alle in dieser Saison nicht mehr ins Spielgeschehen eingreifen werden. Boris Ackers hat sich sogar auf sein Trainingsshirt das „C“ demonstrativ aufgedruckt, er zeigt auch heute schon lautstark Flagge. Clayton wirkt ruhig wie immer, kritisiert aber viel häufiger und beinahe energisch seine Jungs, weist sie auf ihre Fehler direkt und unverblümt hin. Die sind merklich angespannt, die sonstige Lustigkeit ist einer Konzentriertheit gewichen, sich nun auf das Wesentliche fokussieren zu müssen. Bei den Schussübungen wird jedes Tor beklatscht, die Boys feuern sich und den Anderen bei jedem Erfolg an.
Auch hat Beddoes Änderungen in den Blöcken vorgenommen: Kunce verteidigt nun an der Seite von Fairbarn während Schenkel den Center-Platz von Barg im 1. Sturm besetzt. Simon ist in Zivil und Gips auf dem Eis unterwegs, erklärt an der Taktiktafel das Geheimnis seiner Bullyquote, wirft dann selbst die Pucks zwischen die zwei übenden Kollegen. Breiter zertrümmert vor Wut seinen Schläger, als ihm eine Passfolge misslingt und der Coach ihn deswegen kurz zur Rede stellt.
Inzwischen ist es kurz vor Zwölf Uhr mittags, als Clayton die dritte Übung für heute aufruft. Ja, es ist fast „High Noon“ für unsere Löwen, die Entscheidung über das Wohl und Wehe der Saison fällt in diesen Tagen. Wie im Kultwestern von 1952, in dem der grandiose Gary Cooper den Townmarschall Will Kane spielt, droht Ungemach von dritter Seite, der man nur durch die Unterstützung ALLER entgehen kann. Leider versagen die Bürger der amerikanischen Kleinstadt ihrem Marshall die so notwendige Hilfe, so dass Kane sich alleine den Gangstern stellen muss.
Der Schwarz-Weiß-Film von damals erinnert mich doch sehr an die Schwarz-Weiß-Malerei unserer Fans dieser Tage, an deren frühzeitiges Aufgeben, an deren Resignation, noch bevor der letzte Schuss gefallen ist. Selbst wenn es exakt Zwölf-Uhr wäre, haben wir noch genau 8 x Zeit, Flagge zu zeigen, dieses Team, das uns in letzter Zeit so enttäuscht hat, trotz allem zu unterstützen und selbst wenn dies nur aus kaltem, purem Egoismus für eine längere Saison geschieht.
Erst um 5-nach-Zwölf steht uns dann das Recht zu, die Fehler der abgelaufen Saison zu kritisieren, zu betrachten, zu analysieren um diese in Zukunft zu vermeiden.
Beim Happy-End des Zinnemann-Westerns, als nur die wundervolle Grace Kelly ihrem Mann als Einzige mit dem Revolver zur Hilfe eilt, wirft Cooper seinen Stern verächtlich in den Staub der Straße, direkt vor die Füße der Bewohner „seiner“ Stadt.
„Don´t forsake me, oh my darling“ heißt die grandiose und stampfende Filmmusik dieses Klassikers…… und “verlass mich nicht (zu früh)“ sollte dieser Tage die Melodie unserer Herzen für die eiskalten Jungs da unten sein…..
(Filmmusik auf YOU TUBE....."High Noon Intro")
|