Klasse Bericht. Bringt einem echt zum Nachdenken. Schwer jetzt darzustellen, was man besser machen könnte.
An der Zuschauerresonanz kanns ja -wie im Bericht erwähnt- nicht liegen. Viel eher spielen da Personalkosten, Ausrüstung und eben die Hallenbetreibung die größte Rolle - aber das dürfte in der Schweiz oder Tschechien auch nicht viel anders sein und da scheint´s besser zu funktionieren.
So gerne ich uns in der DEL sehen würde, ein Nicht-Sportlicher Aufstieg ist nur halb so schön. Aber ich "befürchte" (ein komisches Wort), daß wir und/oder z.B. Bibi/Asseln nächste Saison quasi kampflos eine Klasse höher spielen, wenn Krefeld und Nürnberg sich zurückziehen würden. Dann dürfte es auch nur noch eine Frage der Zeit sein, bis andere Standorte (mangels zumindest eines Derbies weniger) ebenfalls erwägen einen Rückschritt zu machen - mir fallen da spontan Straubing und die Sauerländer ein. Und wenn schon - wie im Bericht erwähnt - die DEG große Probleme hat Gelder zu generieren: Wie soll das erst in Schwenningen sein?
Daher glaube ich noch nicht mal, daß mit der Einführung des sportlichen Auf-/bzw. Abstiegs ein Harakiri der Vereine stattfinden wird. Ich würde es eher einen "Selbstreinigungsprozess" nennen. Die (gefühlten) 20 Jahre Freibriefe für die Clubs, sich auch bei miesesten sportlichen Leistungen immer noch der Erstklassigkeit zu erfreuen, ziehen da mittlerweile auch nicht mehr - vllt. sogar gerade deswegen. Man wird ohnehin nicht Deutscher Meister und es geht bestenfalls nur um die 1. PO-Runde. Wirklich aufstiegswillige Teams hat´s doch seit dieser enorm langen Zeit außer Bibi und uns nicht gegeben.
Mit einer großen Ausnahme: BHV - man kann über die einstigen Heulbojen ja sagen was man will: Da scheint alles letztlich zusammengepasst zu haben. Auch wenn ich sie gehasst hab, sie haben zumindest mal aufgezeigt, dass es auch (in strukturarmen Regionen) anders geht.
Am Abend wird man klug, für den vergangnen Tag, doch niemals klug genug, für den der kommen mag.
Nein, auch in Tschechien gibt es ähnliche Probleme, vielleicht nicht ganz so extrem wie in Deutschland. Letztes Jahr hatte die Piraten Chomutov große finanzielle Schwierigkeiten. Einen undurchsichtigen Clubbesitzer und hinzu kamen die letzten beiden Jahre ständige Nachverpflichtungen des Kaders welches das Budget gar nicht hergab. Letzte Saison wurden oder konnten über Monate die Gehälter nicht gezahlt werden. Am Ende der Saison stand der Abstieg in die Chance Liga. Nach dem Abstieg wurde reinen Tisch gemacht. Der Clubbesitzer verkaufte den Club an mehrere Geschäftsleute aus der Region Chomutov. Diese übernahmen die Schulden und der Club fängt quasi mit einem ganz neuen Team an. 3 Spieler blieben.
Trainer der letzten Jahre war Vladimir Ruzicka der eben diese ständigen Nachverpflichtungen forderte. Ruzicka war es auch der Slavia Prag als Trainer und General Manager über mehrere Jahre hinweg durch die gleiche Art und Weise 14/15 zum Abstieg führte. Zur Saison 15/16 wechselte er nach Chomutov. 4 Jahre später hatte er auch dort den Club überschuldet in die 2. Liga geführt. Es gibt in Tschechien viele Vereine die jedes Jahr kämpfen müssen. Vor allem die Teams aus der wirtschaftsschwachen Region im Nordwesten. Dort sind dann auch mit Karlovy Vary, Chomutov, Kadan, Sokolov, Litvinov und Usti nad Labem gleiche mehrere Teams die um die wenigen Sponsoren kämpfen müssen. Litvinov hat noch das Glück mit „Chemopetrol“ ein grosses Unternehmen im „Dorf“ zu haben. Litvinov hat nur knapp 23.000 Einwohner.
Auch Karlovy Vary ist 2017 nach 20 Jahren Extraliga abgestiegen. Man hatte auch finanzielle Probleme an deren Ende der Abstieg stand. Seit dieser Zeit wirtschaftet man nur mit dem Geld welches man auch zur Verfügung hat. Und gehört zu den Teams neben Kladno die das geringste Budget haben. Kladno hat noch den Vorteil mit dem Namen Jagr, welches die Verpflichtung neuer Spieler natürlich erleichtert. Wer sagt schon ab, wenn Jagr dich will? Karlovy Vary sicher der Club der am meisten kämpfen muss. Deshalb umso erstaunlicher das man sich letztes Jahr in der Extraliga gehalten hat und auch dieses Jahr mit 15 Punkten aus 10 Spielen wieder sehr solide angefangen hat. Man spielt zwar nicht sonderlich attraktiv sondern eher defensiv und lauert auf die Fehler im Spielaufbau der Gegner. Vorwiegend mit Spieler aus dem eigenen Nachwuchs.
Die Wirtschaft in Tschechien sitzt im Osten des Landes. Kein Zufall das 7 Teams östlich von Prag angesiedelt sind. In der Chance Liga kommen gar deren 8 aus dieser Region. Dazu kommt dann noch Sparta deren Eisfläche mit Sponsoren-Logos überzogen ist und wirtschaftlich auch super ausgestattet ist. Auch kommen dann noch einzelne Clubs wie Liberec die mit Syner einen starken Sponsor oder wie Pilsen die mit Martin Straka (fast 1000 NHL-Spiele) einen finanzstarken Geschäftsführer haben, plus Sponsor „Skoda“ im Fall von Pilsen haben. Wobei „Skoda“ das meiste Geld in Mlada Boleslav investiert wo sich das Stammwerk von Skoda befindet.
Wer nicht jeden Tag etwas für seine Gesundheit aufbringt, muss eines Tages sehr viel Zeit für die Krankheit opfern.
Zitat von johnnyboy im Beitrag #2An der Zuschauerresonanz kanns ja -wie im Bericht erwähnt- nicht liegen. Viel eher spielen da Personalkosten, Ausrüstung und eben die Hallenbetreibung die größte Rolle - aber das dürfte in der Schweiz oder Tschechien auch nicht viel anders sein und da scheint´s besser zu funktionieren.
Der Artikel hat doch eine recht deutliche Meinung woran es liegt: Schlechte (weil nicht zentrale/koordinierte) Vermarktung und dadurch bedingt vergleichsweise geringe Einnahmen aus Sponsoring und TV-Rechten. Die Kostenseite wird zumindest in dem Artikel nicht zentral thematisiert.
Some people just need a high-five. In the face. With a chair.
Zitat"Wir haben ein Problem in der Vermarktung des Eishockeys, wir haben hier kein zentrales Image, keine zentrale Vermarktung und auch kein zentrales Konzept. Die Klubs werden für sich alleine gelassen."
Ohne landesweite mediale Präsenz steigen auch die Vermarktungsmöglichkeiten nicht. Die Frage ist in meinen Augen, warum das Interesse fürs Hockey so gering ist? Wo muss man die Leute abholen? Was sind die Gründe, warum der Sportfan sich evtl lieber Basketball, Handball oder sonst was anschaut? Ich vermute, dass der Spielplan für deutsche Verhältnisse, viel zu Dicht ist. Für den Gelegenheits-Zuschauer sind 52 Spiele in 5 Monaten zu viel. Das wertet die Bedeutung des einzelnen Spiels stark ab. Ein weiterer Punkt ist sicherlich der noch fehlende Auf und Abstieg. So existiert momentan jede Liga für sich, ohne Interesse auf Fanseite nach oben oder unten, wie es beim Fußball ist. Wenn dann die Einschaltquoten für die DEL1 schon nicht stimmen, wird es erst recht kein mediales Interesse nach unten geben.
Spannend wird es insgesamt, was mit den Randsportarten - von denen wir hinsichtlich Zuschauer-Reputation vermutlich noch mit am Besten hinter Fußball da stehen - passiert, wenn die ÖR Sender den Profifußball demnächst verlieren.
Zitat von Modano im Beitrag #5Ohne landesweite mediale Präsenz steigen auch die Vermarktungsmöglichkeiten nicht. Die Frage ist in meinen Augen, warum das Interesse fürs Hockey so gering ist? Wo muss man die Leute abholen? Was sind die Gründe, warum der Sportfan sich evtl lieber Basketball, Handball oder sonst was anschaut?
Meiner Meinung nach ist das ein hausgemachtes Problem, als man sich in den späten 90ern in der DEL an Premiere verkauft hat und damit zwar kurzfristig etwas höhere TV-Gerlder für die Liga erwirtschaftete, aber dadurch das Eishockey zunehmend aus der Wahrnehmung der sportinteressierten nicht-Hardcore-fans verschwand, während zumindest Handball (bei Basketball bin ich mir nicht sicher) im free-TV (DSF) seinen Platz hatte. So setzt man auch heute noch auf Magenta-TV statt z.B. mit Sport1, die sich bei internationalen Spielen ja als kompetenter Eishockeypartner zeigen ein kostenlos empfangbares Angebot zu schaffen.
Zitat von Modano im Beitrag #5Ein weiterer Punkt ist sicherlich der noch fehlende Auf und Abstieg. So existiert momentan jede Liga für sich, ohne Interesse auf Fanseite nach oben oder unten, wie es beim Fußball ist.
Unterhalb der DEL gibt es ja auf- und Abstieg ... die Aussage "jede Liga existiert für sich" kann ich nicht nachvollziehen. Ich glaube auch nicht, dass das tatsächlich ein Argument ist. Was Zuschauer zieht (jenseits eines individuellen Vereinsinteresses) ist doch der Meisterschaftskampf in der höchsten Spielklasse. Playdowns oder Relegationsspiele ziehen doch kaum Zuschauer.
Zitat von Modano im Beitrag #5Wenn dann die Einschaltquoten für die DEL1 schon nicht stimmen, wird es erst recht kein mediales Interesse nach unten geben.
Das stimmt wohl, aber auch bei guter Berichterstattung über die DEL würde sich das öffentliche Interesse für die Ligen darunter vermutlich sehr in Grenzen halten. Die zweite Hand- oder Basketball-Liga kennt ja auch keiner (abseits der interessierten Vereinsfans). Da kann man vermutlich nicht von unserem Interesse als Fans eines DEL2-Teams auf ein allgemeines öffentliches Interesse schliessen.
Some people just need a high-five. In the face. With a chair.
Kann in dem Artikel nichts Neues finden. In den meisten Randsportarten hängen die Clubs an Sponsoren und Mäzenen. Wie soll das auch sonst funktionieren? Von Zuschauereinnahmen Profisport finanzieren? LOL!
Der Fußball ist doch nur in der 1.Liga überlebensfähig, weil die TV-Gelder sprudeln. Richtig Geld verdienen könnten ohne TV-Gelder wohl nur die Bayern und Dortmund. Alle anderen wären nicht wettbewerbsfähig.
Und wenn das Gerücht stimmt, dass die öffentlich-rechtlichen Sender die Rechte verlieren, wird das keinen Einfluss auf Eishockey haben. Zumal das ein schleichender Entwöhnungsprozess ist. Die "Generation Sportschau" stirbt weg. Heute leistet man sich Sky oder und DAZN, wenn man Fußball schauen will. Und überhaupt: welche Rechte? Live am 1. und am 18.Spieltag, ansonsten die Samstags-Sportschau. Da sehe ich wirklich kein Problem für die Fußball-Clubs und keine Chance für die Randsportarten.
Das Interesse am Eishockey war nicht wirklich irgendwann größer. Der Stellenwert in Skandinavien, Tschechien oder der Schweiz ist ein anderer. Erfolg wäre ein Goldesel. Allein: Im Eishockey ist Europa nur ein Nebenmarkt. Die NHL bestimmt den Markt. Und zukünftig vielleicht ja auch die Größe der Eisfläche.