Am vergangenen Wochenende feiern wir im netten Freundeskreis den Geburtstag der ältesten Tochter in einer gemütlichen Cocktail-Lounge in Offenbach, die zu Lions-Zeiten einen gleichnamigen Cocktail auf ihrer Karte hatte. Wenn dieser dann während der Happy-Hour bestellt wurde, erhielt man zu seinem eisigen Getränk noch nebenbei einen Gutschein für den ermäßigten Besuch eines DEL-Spiels in Frankfurt.
Um Eintritts-Gutscheine mussten sich unsere Löwen in den ersten Tagen des Februars keine allzu großen Gedanken machen, denn es bestimmte nur ein Thema die lebhaften und emotional geführten Diskussionen der Eishockey-Freaks im Rhein-Main-Gebiet: Das Rückspiel um den ausgelobten Hessenpokal stand an.
Im Training dieser Woche ist ein besonderes Engagement zu entdecken, jeder der gesund ist und auch laufen kann, will unbedingt bei diesem Highlight dabei sein. Jeder Einzelne dieser Spieler weiß, dass es für die Meisten von ihnen die einmalige Gelegenheit sein wird, einen Pokal über ihren Köpfen zu schwenken, um zu sehen, wie es sich in etwa anfühlen mag, wenn die großen Vorbilder aus der DEL bis NHL ihre größten Erfolge feiern und genießen.
Auch das Medienspektakel ist beträchtlich, Radio FFH schaltet permanent Werbespots für dieses Ereignis und auch die knackigen und kernigen Interviews mit den Spielern beider Teams lassen die Ernsthaftigkeit des Matches erkennen, mit dem beide Gruppen an diese Aufgabe gehen wollen. Die schreibende Zunft erinnert sich in diesen Tagen ebenfalls an die Schönheiten des Pucksports und so rechnen die Verantwortlichen der Löwen mit einem guten bis sehr guten Besuch vor über 5.000 Zuschauern für dieses emotionsgeladene Derby und dessen zweiten und entscheidenden Aufguss.
Als dann der finale Puckeinwurf um Punkt 19.30 Uhr erfolgt, ist die Halle sehr gut gefüllt und nur wenige der gelben Schalensitze bleiben leer. Die, die nicht gekommen sind, werden ihr Fernbleiben bereuen, denn von der ersten Sekunde an ist der unbedingte Wille des heimischen Teams zu spüren, nun auch dieses Match für sich zu entscheiden und den bereits in Sichtnähe aufgestellten Pokal in seinen Händen zu halten. Die Stimmung im fast ausverkauften Rund ist wirklich großartig, die Rivalität beider Fanlager wird durch lautstarke und singende Anfeuerung und eben nicht durch exzessives unflätiges Betragen dokumentiert.
Die Frankfurter Jungs zeigen relativ schnell, dass der König der Tiere eben kein Schlittenhund ist und legen den Huskies zügig und gleich einige puckförmige Eier ins umzäunte aber schlecht bewachte Gehege.
Als dann noch kurz vor der Drittelpause der Kasselaner Kai-Schmitz-Imitator, Oliver Wohlrab meint, seine - wie schon im Hinspiel permanent angedeutete - unsaubere Art des Sports zelebrieren zu müssen, kommt Schiri Amos in seinem allerletzten Spiel als Zebra nicht umhin, den Arbeitstag der „Übelkrähe“ sinnvoll um 40 Minuten zu verkürzen.
Der selige ex-SPD-Chef und altkommunistische Stänkerer Herbert Wehner hatte in den späten und lebhaften 60ern den fast gleichnamigen, aber nicht eishockeyspielenden Polit-Kollegen mit dem wundervollen Wortspiel von der „Übelkrähe“ bedacht, so dass ich mich heute und hiermit in bester Guttenberg´scher Manier oute, dieses geniale Zitat von damals „übernommen“ zu haben….Nächste Woche leiste ich Buße in Bayreuth…oder Bamberg?? Na ja….halt irgendwo in der Oberliga Süd……
Auch die Emotionen auf dem Spielfeld gehen ob der klaren Verhältnisse schnell in die korrekte Richtung und selbst ein eher stiller Zeitgenosse wie unser Knihs-Paule mutiert zu „Conan, dem Zerstörer“ als er einem weiteren und sichtlich frustrierten blaugekleidetem Statisten auf Schlittschuhen gekonnt und Fäuste schwingend den Weg aus der Halle weist.
Seine anschließende Bodybuilder-Pose hätte in Zeiten eines Arnie Schwarzeneggers garantiert 10,0 Punkte und die Höchstnote eingeheimst, aber auch so ist unser introvertierter Mathematikstudent doch emotionaler Sieger und „man-of-the-match“, zumindest für die 6.200 begeisterten Frankfurt Fans unter den fast 7.000 auf den Rängen, die diese „Slapshot“-Einlage stürmisch mit „standing ovations“ bejubeln und beklatschen.
Das zweistellige Endergebnis spiegelt dann auch realistisch den Klassenunterschied zwischen den beiden jungen Mannschaften wider, eine ähnliche schmerzliche Erfahrung für die Huskies und deren zahlreich mitgereisten Fans, wie es seinerzeit die Löwen im Pokalspiel gegen die klassenhöheren Außerirdischen aus Ratingen erfahren mussten.
Als die Schlusssirene nach 60 Minuten ertönt, sowohl die Karrieres des Zebras Amos als auch die Hoffnungen unserer südschwedischen Freunde beendet, kennt der Jubel in der Halle und auf dem Eis keine Grenzen. Aus den Händen des ehemaligen ESC Frankfurt-Präsis, Bernhard Sturm, der heute beim hessischen Verband eine mehr leidende Funktion hat, nimmt der „Capitano der Herzen“ den großen und wie immer hässlichen Pokal in seine Hände.
Der aktuelle Champions-League-Gewinn des CF Barcelona im Mai 2011 mag verdient sein, stimmungsvoller war es jedoch am 4. Februar bei der anschließenden Ehrenrunde des Teams, dass auch mit Schlittschuhen nicht vor einem Rundgang zum zahlenden Publikum in seinen Blöcken haltmachte. Nach gefühlten 1.000 Ehrenrunden, unzähligen Fotos mit Spielern und dem Pokal, Drücken, Händeschütteln bis zum Abgrüßen, verschwinden die Cracks siegestrunken in den Katakomben des Löwen-Käfigs….und wie mir später – und natürlich absolut vertraulich – versichert wurde, soll es dort und anderswo noch sehr, sehr lange und lautstark zugegangen sein!
Und es sollte auch nicht die letzte stimmungsvolle, überschwängliche Feier in dieser Saison, nein…in diesem Monat Februar gewesen sein…
(Fortsetzung folgt……)
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