Der Zeiger der großen Uhr geht leise tickend aber zügig auf Mitternacht zu, als Bornio plötzlich auf den kleinen Tisch im VIP-Raum des Löwen-Käfigs springt.
Tim führt dort einen bemerkenswerten Veitstanz auf, der ihm in jeder Tabledance-Bar der dem Hauptbahnhof nahen Innenstadt dicke Dollarnoten ins Strumpfband eingebracht hätte. Was ist da geschehen?
Hat der Gute sich am Buffet vom Catering-Sponsor „Best worscht in town“ vergriffen und die siebte und unerträgliche Stufe des Schärfegrades der dort angebotenen Currywurst erwischt, so wie es mir schon mit Stufe 2 und einem anschließenden Hustenanfall sondersgleichen passiert ist? Oder hat er sich auf das neue Zungenpiercing gebissen und dessen metallene Halterung verschluckt??
Nichts von alledem…..er brüllt einfach los: MEISTER….WIR sind MEISTER!!!
Hä?…Unser Spiel ist seit über einer Stunde beendet, die Darmstädter sind klar geschlagen und mit 8 Stück im Gepäck in die Heinerstadt zurückgeschickt worden, während auch unsere Jungs schon lange frisch geduscht, frisiert, gefönt und teilweise auf dem Heimweg sind.
Gut, Fischer´s Sascha sitzt die ganze Zeit vor diesem neumodischen Dingens, so ´nem Ei-Pott, oder was die jungen Leute heute alles so mit sich rumschleppen um zu telefonieren, hat gebannt wie die Hexe von Oz in ihre Glaskugel geschaut und dann atemlos einen Liveticker verfolgt. Unser junger Verteidiger, der nach 2 frischgezapften Bieren immer sehr philosophisch und weise voraussehend in die Welt schaut („Heute wird ein schöner Abend“), hat Bornio eine Mitteilung gemacht, die den wiederum förmlich elektrisiert.
Die Meldung lautet lapidar….Herford gewinnt gegen Troisdorf im Penalty-Schießen und damit sind die Löwen 3 Spieltage vor Schluss schon uneinholbar Regionalligameister 2010-2011!!!
Blacky macht sich gleich an die Dichtung eines Siegessongs, der einem in bester Bohlen´scher Manier auch irgendwie bekannt vorkommt und dessen Message aber eindeutig lautet, dass wir – und eben nur wir - Meister, Hessenpokal-Sieger und natürlich auch Oberliga-Aufsteiger sind oder spätestens im März sein werden.
Während die Partystimmung nun exzessive Züge einnimmt, die nahe ARAL-Tanke sich an deutlich spürbaren Umsatzsteigerungen erfreut und sogar ein „Sold out“ der alkoholischen Abteilung meldet, FFH gar eine Staumeldung für den Ratswegkreisel „wegen randalierender Jugendlicher“ ausgibt, wird die Endlosschleife des gerade frisch komponierten Erfolgshits lauthals ins schier Unermessliche gesteigert.
Soeben werden sich viele im nahen Umfeld des jungen Teams wohl gerade bewusst, was sie so in den vergangenen 5 Monaten schon geleistet haben. Wer hätte geahnt, dass die Löwen eine derartige Euphorie in Frankfurt auslösen könnten, die Spieler eine solch großartige Akzeptanz von ihrem treuen Publikum erhalten würden, eine Siegesserie ohne Ende hinlegen sollten und die Tabellenführung vom ersten bis zum letzten Spieltag nie abgeben würden?? Keiner…..Niemand……selbst die kühnsten Optimisten nicht!
Die Männer…und Frauen…der Young-Lions um Axel Erk, die jahrelang im übermächtigen Schatten des großen DEL-Teams ihr Rand-Dasein verbrachten, hatten eine hervorragende und harmonische Basis geschaffen, an der sich Bresl, Ilja und ihr Team bedienen konnten.
So sollte der Sonntag und das anstehende Auswärtsspiel in Neuwied…irgendwie haben die uns bei ALLEN wirklich wichtigen Spielen begleitet……zur „Meister-Party on Ice“ werden, an der auch nun die mitreisenden und wie immer zahlreichen Fans mit ihrem Team den größten Erfolg der Frankfurter Eishockey-Neuzeit feiern konnten.
Der sportliche Wert dieses Spiels war natürlich eher zweitrangig, die „Spätfolgen“ der freitäglichen Party bei einigen Akteuren nun sichtlich spürbar und auch der „Anti-Feier-Mob“ der Neuwieder wollte den Löwen liebend gerne die Suppe noch etwas versalzen. Da jedoch inzwischen deren Aushängeschild für „Kreatives Randalieren“ ins Bergische Land transferiert wurde, wo er nun für Rübezahl und dessen 7 Zwerge den Trash-Talk ausübt, durften andere Herrschaften der Deichstädter seinen äußerst begehrten Hooligan-Part übernehmen.
Den internen Wettkampf um diese unrühmliche Krone gewann dann Herr Petry mit großem Wohlwonnen und Vorsprung, der sich nach einem völlig unsinnigen Foul an der Bande vorzeitig zum Duschen verabschiedete, wo er jedoch schon einen weiteren Kollegen traf, so dass sich die zusätzlichen Wasser– und Stromkosten des Icehouse-Betreibers dennoch in dankbaren Grenzen hielten.
Der Jubel der Frankfurter Fans in Neuwied hielt sich nach der Schlusssirene überhaupt nicht in Grenzen, so dass auch die sichtlich müden Spieler der Löwen ein ums andere Mal zur meisterlichen Ehrenrunde glückselig gerufen werden konnten. Wie immer geschah dies mit großer Euphorie und auch die 3 Neuen um die Seyl-Ba-N hatten so langsam ihr sichtliches Gefallen an dieser schon fast prozessionshaften Feier auf dem fremdem Eis. Halt…..deren 4…..Ingo Schwarz hütete zum ersten Male das Löwen-Gehäuse und zeigte, dass er auch ohne die anwaltliche Robe eine mehr als gute Figur als Fänger abgibt.
Wir Löwen-Fans verließen zum letzten Male und wie immer strahlend das dortige Icehouse und freuten uns nun auf die neuen, noch unbekannten Hallen der Aufstiegsrunden-Gegner von Hamm bis Ratingen…..
(A special „Thanx“ to Bornio and KIT for supporting my memory…)
- Fortsetzung folgt -
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