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Never give up.....it´s just a wonderful life...oder der mitgefühlte Versuch eines Saison-Rückblicks (Part 14)

Auf der großen Anzeigetafel hinter dem Tor steht nüchtern die Zahl „3“ und auch eine „0“ ist erkennbar. Gut 30 Minuten effektiver Spielzeit zeigt der Chronometer am Faschingssonntag an, leider ist das genannte Resultat für uns Einheimische nur in der falschen Reihenfolge.

Die Außerirdischen aus Ratingen führen im gut gefüllten Rund der Eissporthalle mit 3 : 0 Toren und dies nicht einmal unverdient. Sie wirken spritziger, immer den berühmten einen Tick schneller und abgeklärter bei den Chancen, die ihnen von unseren Jungs angeboten werden.

Dabei spielen auch unsere Boys richtig gut mit, sind sehr engagiert, ohne großen Respekt vor dem selbsternannten Favoriten aus der Oberliga. Aber irgendwie fehlt heute wohl dieses kleine Quäntchen Glück, das „Fortune“, welches auch ehrgeizige Teams zu ihrem Erfolg benötigen.

Gut, wir das Publikum sind nicht sonderlich enttäuscht über den aktuellen Zwischenstand, hatte uns doch schon das Pokalspiel vor einigen Monaten gegen denselben Gegner mit einer deprimierenden Niederlage den tatsächlichen Klassenunterschied zwischen der Oberliga und unserer Regionalliga-Welt heilsam vor Augen geführt. Ich mache mir schon so meine Gedanken, ob ein weiteres Debakel für die Nerven der jungen Mannschaft weitergehende Folgen haben könnte und etwa die realistischen Pläne für den Verlauf der Aufstiegsrunde „moralisch“ gefährden würde.

Meine Sitznachbarn sind wie ich der Meinung, dass man - in bester Badesalz-Manier - schnellstens „de Mund abbuzze“ sollte, um dafür mehr die überraschenden 3 Punkte aus dem Hamma-Spiel vom Freitag direkt aus der Schublade „sensationelle Erfolge“ zu feiern. Löwen-Fan Henni Nachtsheim sieht das wohl ebenso locker, denn er unterhält sich angeregt und fröhlich mit Bresl und den umliegenden VIP´s im Prosecco-Block E.

So ist die Stimmung in der Halle auch weiterhin Klasse, ja fast fastnachtlich enthusiastisch, die vielen Menschen spüren, dass sie jetzt einmal gefordert sind, den Jungs die nötige Unterstützung zu zeigen, sich so „zu bedanken“, für das was uns vom Team in den letzten 6 Monaten gegeben wurde. Die vom heutigen Sponsor verteilten Lärminstrumente tun ein Übriges, eine konzentrierte Unterhaltung mit dem Nachbarn macht keinen wirklichen Sinn.

Nach gut 32 Minuten brandet zum allerersten Mal einheimischer Jubel durch das Areal am Ratsweg. Jay-Jay hat in seiner unwiderstehlichen Art dort gestanden, wo es auch guten Stürmern meistens heftigst wehtut und aus dem Slot den Anschlusstreffer erzielt. Kosmetische Ergebniskorrektur oder doch Signalwirkung?

Nein, kleiner Treffer, große Wirkung! Plötzlich sind die Jungs unter Strom und auf über 20.000 Volt, der erhoffte Funke vom Auditorium zum Team ist tatsächlich übergesprungen.

Und weiter geht es mit dem holländischen Festival, die „Tulpen aus Amsterdam“ für unseren Rotterdamer Publikumsliebling sollten wir an diesem Abend noch deren zwei Mal hören.

In der letzten Drittelpause sind wir alle der Meinung, dass heute „noch etwas gehen könnte“ und die Ratinger nun doch die Nachwirkungen der „Altweiberfastnacht“ vom vergangenen Donnerstag spüren müssten und sollten. Unser Archivar Jens weiß von der Pressekonferenz der Ratinger vom Freitag zu berichten, die neben einem permanent erdnusskauenden Trainer der Aliens, die Diskussion um „alkoholische Exzesse“ und „Ausschweifungen“ der dortigen Spieler vor dem Spiel gegen Netphen beinhaltete und den überraschenden Punktverlust des Heimteams im dann notwendigen Penaltyschießen damit begründete.

Die wilde Aufholhatz der Löwen geht weiter und bei 3 Minuten vor der letzten Sirene steht auf der großen Anzeigetafel auch die „3“ auf der Seite des Heimteams. Inzwischen verstehe ich mein eigenes Wort nicht mehr, die Stimmung hat echten Play-off-Charakter und ich behaupte hier und heute sogar, dass die - vom leider allerletzten Spiel der Lions-Ära gegen Ingolstadt - dieses Niveau und Level nicht erreichte. Die gut 4.000 machen einen Höllenlärm, die Woge der Begeisterung trägt sichtlich die Löwen-Spieler und auch die Ratinger Profis scheinen sehr beeindruckt von der auch für sie eher ungewohnten Kulisse.

Als dann kurz vor Schluss unser Wohnwagen-Fetischist den Puck mit einem One-timer im Tor der Ratinger versenkt, kennt der extatische Jubel keine Grenzen. Alles herzt und umarmt sich in geradezu meisterlicher Form, die netten Ladies um mich herum sind seit dem 16. April 2004 zum zweiten Male nicht vor den starken Klauen des Lionsburgers sicher.

Leider wird die anhaltende Euphorie dadurch etwas getrübt, dass Bornio kurz vor Schluss etwas müde wird und sich bei einem liebgewonnenen Gegenspieler ganz zart und doch nur mal eben zum verschnaufen festhält und die folgende, natürlich völlig unberechtigte Strafe mit einem eher zufälligen Tor der Düsseldorfer Vorstädter belohnt wird.

Aber auch hier schreibt das (Eishockey-) Leben seine eigene wunderbare Geschichte…..
man sieht sich nach bester Bond´scher Manier halt immer zwei Mal…..so: Never give up!

Im dann folgenden und nicht nur von mir so gefühlten fast 2-stündigen Penaltyschießen bin ich – um Jahre gealtert - kurz vor dem nervlichen Kollaps, so stressig wird die Prozedur, die uns beide Teams ohne Unterbrechung anbieten.

Als dann Ingo Schwarz wieder einmal glänzend pariert und Tim zum Penalty antritt, brülle ich meinen armen - nun schwerhörigen – Nebenmann Robert vollkommen optimistisch an:
“…Bornio macht ihn jetzt rein, der schießt die Barg-Version“….
Nur versteht das wohl keiner außer den Permanent-Trainingsgästen wie Pitti, Koppsi und mir, die diese Woche zusahen, als Andrej wie immer am Schluss seiner Übungsstunde die Strafschüsse hatte proben lassen.

Da hatte sich unsere „77“ vom guten Simon dessen – so einfach anmutende Art – des Duells
1 : 1 zeigen lassen und war…..(jetzt darf ich es ja verraten) mehrfach und kläglich in den zahlreichen Versuchen gescheitert! Doch nochmal…wieder…und nochmal “Simon says“…..

Aber Bornio wäre nicht DER Bornio und DIE kühle Eisbärschnauze, wenn er sein Selbstvertrauen an der Garderobentür der Eissporthalle abgeben würde….so also:
Einfallschritt, step, Ausfallschritt, hipp, kurz hochguck, Beine offen, tipp, flach mittig reinschieb…….

Die Jungs stürzen über ihn her, Blacky knallt ihn voll gegen die Bande und der zweite Gratulant ist schon……
Simon Barg…..his master´s voice!

Rosenmontag am Faschingssonntag in der völlig bekloppten Eissporthalle Frankfurt!



( - Fortsetzung folgt - )

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Veröffentlichung: 29.06.2011 00:01
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